Der Tag, an dem die Geister wiederkehrten
Trommeln, nichts als Trommeln, ich höre sie nun schon Tag und Nacht, selbst in meinen spacigen Träumen kommen sie schon vor. Ihr Rhythmus reisst mich mit, bewegt meine Phantasien und lässt mich träumen, träumen von einer anderen Welt – der Welt der Schamanen. Und wenn ich aufwache höre ich sie wieder, unentwegt rund um die Uhr. Halunzinationen, von wegen, bin ich doch am Kraftplatz zur anderen Welt, an dem jeden Sommer hunderte Schamanen ihr Initiationsritual feiern. Dreizehnmal muss man das Ritual vollziehen um als Schamanen praktizieren zu dürfen, dreizehnmal den Spirit empfangen, dreizehnmal über frischen Glasscherben tanzen und dreizehnmal das Tor zur anderen Welt durchbrechen. Ich bin erst das dritte Mal hier, schließlich hat es mich Jahre gekostet dieses Tor zu anderen Welt zu entdecken. Das erste Mal versuchte ich es 1992. Doch die Unwetterkapriolen rissen meinen Jeep in den Fluss, unermüdlich versuchte ich das Tor zu anderen Welt zu finden. Die Schamanen wissen wo es ist, in ihre Welt einzukehren bedeutet einen langen Weg auf sich zu nehmen bis man als Außenseiter akzeptiert ist.
Jedes Jahr finden überall in Zentralasien große schamanischen Rituale an verschiedenen Orten und Gegenden statt.
Jeder Schamane sucht sein eigenes Tor zur anderen Welt wenn der Himmel offen ist, so wie die Schamanen es nennen. Das Ritual der burjatischen Schamanen zählt zu den ältesten auf der Welt – nicht umsonst wird das Gebiet in dem sie leben das Zentrum des Schamanismus auf dieser Welt genannt. Das Ritual existiert nicht nur dort sondern es lebt und das in einer Form wie vor Jahrhunderten und das auch seit Jahrhunderten – das einzige das nicht Jahrhunderte alt ist bei diesem Ritual werden wir sein, denn die Schamanen die es zelebrieren kommen schon seit vielen Generationen hierher.